Mikael Lindmark, CEO von Nétive: „Viele Menschen unterschätzen, wie weit der Wandel in der Arbeitswelt bereits fortgeschritten ist.“

Autor: Joyce Bollen

Seit April dieses Jahres steht Mikael Lindmark an der Spitze von Nétive. Mit langjähriger Erfahrung sowohl im festen als auch im flexiblen Arbeitsmarkt kennt er das Umfeld in- und auswendig. „Als größter VMS-Anbieter in den Niederlanden ist Nétive überraschend umfassend aufgestellt, und das Potenzial ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.“

Lange Zeit standen VMS-Systeme (für externes Talent) im Schatten von ATS-Systemen (für festangestellte Mitarbeitende). In den vergangenen Jahren hat jedoch ein grundlegender Wandel stattgefunden.

Mikael hat diesen Wandel aus nächster Nähe miterlebt. Bevor er zu Nétive kam, arbeitete er sechs Jahre lang an der Entwicklung von ATS-Systemen. Er stellt fest, dass viele Organisationen noch immer keinen klaren, ganzheitlichen Überblick über ihre externe Workforce haben.

Mikael lebt inzwischen seit 26 Jahren im Vereinigten Königreich und stammt ursprünglich aus Schweden. „Ich dachte einmal, ich würde Jurist werden, und habe entsprechend studiert. Letztlich bin ich jedoch in der Softwarebranche gelandet, in der ich meine gesamte berufliche Laufbahn verbracht habe. Bei verschiedenen Unternehmen habe ich die Entwicklung der Branche aus nächster Nähe miterlebt.“

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Total-Workforce-Strategie

Nach Ansicht von Mikael ist Total Talent Management relevanter denn je. „In vielen Organisationen besteht inzwischen ein Drittel bis sogar die Hälfte der gesamten Workforce aus externem Talent.“

„Die breite Öffentlichkeit ist sich noch immer nicht vollständig bewusst, wie weit dieser Wandel bereits fortgeschritten ist. In einigen Branchen ist es nahezu unmöglich geworden, bestimmte Profile zu finden, die noch bereit sind, in einem festen Anstellungsverhältnis zu arbeiten. Insbesondere Fachkräfte mit hoch spezialisierten und knappen Kompetenzen entscheiden sich zunehmend bewusst gegen eine Festanstellung.“

Diese Realität zwingt Organisationen dazu, ihre Sicht auf Talent grundlegend zu überdenken. „Nur durch das integrierte Management von Flexkräften, Services Procurement/SOW und festangestellten Mitarbeitenden lässt sich wirklich eine strategische Perspektive auf die gesamte Workforce entwickeln.“

Klare Herausforderungen

Da Mikael in den vergangenen sechs Jahren tief in der ATS-Welt verankert war, hat er gesehen, wie überraschend grundlegend viele Systeme noch immer sind. Genau hier sieht er enorme Chancen: „Mit intelligenten Funktionalitäten können wir den Mehrwert für unsere Kunden sehr schnell steigern.“

Gleichzeitig erkennt er auch klare Herausforderungen. Eine davon ist der enorme Zustrom an Bewerbungen, von denen viele nicht zur ausgeschriebenen Position passen. „Das war bereits vor dem Aufkommen von KI ein Thema, hat sich seitdem jedoch deutlich verstärkt. Kandidatinnen und Kandidaten können mithilfe von KI ihre Lebensläufe und Motivationsschreiben inzwischen sehr einfach auf nahezu jede Rolle zuschneiden. Infolgedessen müssen Recruiting-Teams teilweise Hunderte oder sogar Tausende von Bewerbungen sichten, um zu entscheiden, mit wem sie tatsächlich sprechen möchten.“

Laut Mikael erfordert dies eine klarere Vorstellung davon, welches Talent eine Organisation anziehen möchte und wo dieses Talent zu finden ist. „Je früher und persönlicher man diese Talente erreicht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Unternehmen als einen logischen nächsten Schritt in ihrer Karriere wahrnehmen.“

Auch die Time-to-Hire bleibt häufig ein Engpass. „Vom ersten Bewerbungsschritt bis zum Angebot und Onboarding dauert der Prozess oft 50 bis 60 Tage, zuzüglich weiterer 10 bis 15 Tage für das Onboarding selbst. Für viele Branchen ist das schlicht zu lang. Dieser Prozess lässt sich wirklich deutlich beschleunigen.“

KI-Funktionalitäten

In den vergangenen Monaten hat Nétive gemeinsam mit verschiedenen Partnern untersucht, in welchen Bereichen künstliche Intelligenz innerhalb des VMS-Umfelds unmittelbaren Mehrwert liefern kann. Daraus ist ein breites Spektrum an KI-Funktionalitäten entstanden, das in der kommenden Zeit ausgerollt wird.

Auch in der eigenen Softwareentwicklung sieht das Unternehmen erhebliche Chancen. Laut dem Engineering-Team geht es beim Einsatz von KI nicht nur um Geschwindigkeit, sondern ebenso um die Sicherstellung von Qualität.

Eines der ersten konkreten Ergebnisse ist ein neues Tool, das mithilfe von KI Implementierungsdaten sammelt und validiert. „Jeder, der schon einmal an einer VMS-Implementierung beteiligt war, weiß, wie chaotisch dieser Prozess sein kann. Dieses Tool automatisiert nahezu den gesamten Datenfluss und stellt den validierten Datensatz unmittelbar in einer neuen Umgebung zur Verfügung.“

Nétive über Ländergrenzen hinweg

Die Niederlande bleiben die Heimatbasis von Nétive, während das Unternehmen gleichzeitig aktiv ein Netzwerk aus Partnern und Kunden in Belgien und Deutschland aufbaut. Auch im Vereinigten Königreich ist Nétive inzwischen fest etabliert. „Die internationale Reise hatte bereits begonnen, aber jetzt beschleunigen wir sie wirklich.“

Der nächste Schritt ist ein großer: die Vereinigten Staaten. „Im kommenden Jahr werden wir in den US-Markt eintreten“, erklärt Mikael. Dort sieht er enorme Chancen — gerade weil Nétive dem weltweit größten VMS-Markt etwas Unterscheidendes bietet: Geschwindigkeit, Innovation und einen Total-Workforce-Ansatz.

„Auffällig ist, dass sich US-amerikanische VMS-Anbieter vor allem auf multinationale Unternehmen konzentrieren, wodurch das KMU-Segment unterversorgt bleibt“, sagt Mikael. „Und genau hier passt unser Modell perfekt.“